Auf einmal wird alles relativ, wenn der Tod ohne um Erlaubnis gefragt zu werden in unser Leben eingreift. Alles, was bislang nahezu unverrückbar wichtig gewesen war, steht plötzlich in einem neuen Licht da. Die Kritiker und Parteifreunde zeigen sich – zu Recht – tief bewegt und lassen spüren, dass auch sie immer noch um die Begrenztheit ihrer eigenen Bedeutung wissen. Streitigkeiten von früher sind endlich das, was sie eigentlich sein sollen: nämlich rein inhaltliche Auseinandersetzungen ohne die dauernde Verletzung der Personen. Zu Lebzeiten war Josef Daxenberger ein Praktiker, ein überzeugter Visionär davon, dass es eine wirklich „handgreifliche“ und bürgernahe Politik gibt. Als Bürgermeister in Waging hat er dies erfolgreich bewiesen. Er war immer ganz nah dran am Leben seiner Bürger und wollte dies auch auf Landesebene beweisen. Von so manchen Politikgranden milde belächelt, dass da einer am Pult im Landtag steht, der nicht einmal ein dialektfreies Schriftdeutsch beherrscht, war er gerade so ein Leuchtturm der Politik. Mit seiner ganzen Person und seinem Engagement hat er gezeigt, was ein Parlament wirklich sein soll: eben kein Club unzähliger Verwaltungsangestellter, Juristen oder Lehrer, sondern eine Bürger- und Ständevertretung. Und da gehört in Bayern nun mal auch ein echter Bauer hinein, der seine Herkunft nicht versteckt. Daxenberger wusste um seine Grenzen. Einmal in die Politik nach Berlin zu wechseln, schloss er stets kategorisch aus. Jetzt ist er einen noch viel weiteren Weg gegangen. Die Trauer um ihn ist mehr als berechtigt.
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Ein Fünftel des Landes steht unter Wasser, 20 Millionen Menschen haben keine Bleibe mehr. Das sind die nackten und brutalen Zahlen der Hochwasserkatastrophe. Dennoch fließen die Spendengelder viel schleppender als beim Tsunami oder beim Erdbeben in Haiti, wird beklagt. Das mag psychologisch bedingt sein. Bilder von Monsterwellen, die alles mit sich reißen, oder von gigantischen Steinbrüchen, was mal lebendige Städte waren, interessieren immer und können ständig in unsere Wohnzimmer transportiert werden. Eine Seenlandschaft aus der Hubschrauberperspektive dagegen wirkt da schon fast idyllisch langweilig. Langsam verhungernde und verdurstende Menschen, an Cholera und Ruhr erkrankt, geben einfach weniger her als gigantische Leichenberge. Die politischen Moralisten erinnern uns zudem noch an die Atommacht und das Taliban-Erholungsgebiet Pakistan und überhaupt daran, dass nicht jeder unsere Hilfe verdient, sollte sie überhaupt dort ankommen. Spätestens an diesem Punkt aber beginnt bereits wieder internationale Gewalt! Die Frage darf eben nie sein, ob ein politisches Regime internationale Hilfe verdient oder nicht. Auch nicht, ob die Not der Menschen erschreckend genug auf uns wirkt. Es geht um Menschen und nur das allein zählt. Selbst wenn Hilfsgüter nicht immer bei ihnen ankommen, es gilt: Je mehr wir schicken, umso größer ist die Trefferquote. Statt politischem Geplapper sollten wir uns doch an Tolstoi halten: „Brot kann man auch ohne Liebe geben; wer liebt, wird aber immer auch Brot geben!“
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