Liebe Abendzeitung,...
Schade, schade, aber übermorgen ist alles vorbei! Zwar hat das Ganze etwas zäh und schleppend begonnen, aber wir werden diese Tage doch sehr vermissen. Oder ist es nicht ergreifend, wenn sich wildfremde Menschen beim public-viewing innig herzen, weil Schweini wieder mal ins Tor trifft? Wie früher zu besten Edgar-Wallace-Zeiten sind die Straßen leer gefegt, zumindest bis zur obligatorischen „Autokorso-Liturgie“ nach dem Spiel. In der ganzen Stadt flattert unsere Deutschlandfahne und alle sind irgendwie eins beim Thema Fußball. Selbst Zeitgenossen, die diese Sportart eher kalt lässt, reden plötzlich ganz selbstverständlich über Mannschaftsaufstellungen, Spielergebnisse und Tabellenstände. „Panem et circenses“ sagen die alten Römer und die waren bekanntlich auch nicht dumm. Mit „Brot und Spielen“ kannst du ganze Ländereien befrieden, ohne Wohlstand und Zerstreuung geht gar nichts. Anders ausgedrückt: Wer beidhändig seine Fahne schwenkt, der hat keine Hand mehr frei zum Steine werfen. Es ist wie beim Beten. Vielleicht hat Fußball deswegen diesen gewissen religiösen touch an sich. Gönnen wir uns solche Turniere halt öfters als nur alle zwei Jahre! Unser Leben kann doch so wunderbar schön einfach sein!