Liebe Abendzeitung,...
Ja, es stimmt, meine Kirche hat ein Problem, genannt Priestermangel. Aber wir kriegen das schon in den Griff, und zwar mit ganz großen Pfarrverbänden und dann ist da auch noch unser neuer Bischof: „Auch der Erzbischof Marx tut dem Klima gut. Er ist in der Lage, Menschen anzusprechen!“, tönte es doch dieser Tage aus dem Pressereferat der Erzdiözese. Aha, und was haben dann seine Vorgänger Wetter, Ratzinger und Döpfner so gemacht? Sind die nicht auf die Menschen zugegangen? Also ehrlich, eine rechtschaffene Ursachenforschung sieht da anders aus. Priestermangel ist nämlich kein natürlicher Prozess. Er ist eine Form der Insolvenz! Jetzt mal ganz nüchtern betrachtet: Ein Betrieb namens „Katholische Kirche“ findet seit Jahrzehnten nicht mehr genügend Freiwillige, die sich als ehelos lebende Priester zur Verfügung stellen. Also muss es da doch – in Wort und Tat! - eine große Kluft geben zwischen der Lebenswirklichkeit eines Normalchristen und der kirchlichen Obrigkeit. Bis heute bemühen sich viele ambitionierte, volksnahe Geistliche in den Pfarreien dieses Auseinanderdriften auszugleichen. Aber junge Menschen sind vielleicht von dir als Priester begeistert, wollen sich deswegen jedoch nicht gleich für ein ganzes Leben mit Haut und Haar an diese oft so ferne Kirche binden? Liebe Leute, es ist doch wie mit der berühmten Schwalbe und dem Sommer: Ein Bischof reicht da noch lange nicht aus, um ein ganzes Klima zu verändern!